Die Pandemie hat durch Lockdown und Quarantänemaßnahmen zu Isolation und Schwierigkeiten im Bereich der kindlichen Konfliktlösungsstrategien geführt. Sie hat Spuren im täglichen Miteinander hinterlassen und besonders jüngere Kinder haben erhebliche Rückschritte in der Sprachentwicklung und in der sozial-emotionalen Entwicklung gemacht.
In der na'kita in Bremen hilft eine alte japanische Erzähltheaterform, das zu ändern.
Verschiedene, sich ergänzende Lern- und Bildungsangebote nehmen das gesteigerte Konfliktpotenzial zum Anlass, mit verschiedenen interdisziplinären Tools gegenzusteuern: die Leitung, das Team und sogar die Eltern der zum großen Teil in Risikolagen aufwachsenden kleinen Besucher:innen der na'kita kommen in dem Projekt zusammen.
Das über mehrere Monate dauernden Projekt beginnt mit einer zweitägigen Fortbildung für das pädagogische Fachpersonal mit dem Fokus auf „Gewaltfreie Kommunikation“ nach dem renommierten Ansatz von Marshall D. Rosenberg und Elementen der Mediation. Angeleitet von zwei professionellen Kommunikationstrainern werden Konflikte, ihre Entstehung und ihre Dynamiken vorgestellt und mögliche Lösungsstrategien mit Blick auf die Praxis untereinander angewandt. Informationsveranstaltungen für Eltern zum Thema flankieren das Projekt.
© DKJS / Nikolaus Goetz
© DKJS / Nikolaus Goetz
Im Anschluss an angeleitete Übungen aus der „Gewaltfreien Kommunikation“, die das pädagogische Fachpersonal befähigen, Konfliktlösungswege aktiv im Kita-Alltag anzuwenden, kommen die Kinder ins Spiel: Eine Geschichte rund um die Erlebnisse des Nashorns Siggi bringt ihnen die unterschiedlichen Qualitäten der menschlichen Gefühle und den Umgamg damit näher.
Das Thema wird spielerisch und interaktiv vermittelt – mithilfe des Kamishibai, einer alten japanischen Theaterform, die in einem Bühnenbildmodell aus Holz eine von eine:r Erzähler:in präsentierte Geschichte kindgerecht mit Bildkarten aufbereitet.
Im Theaterspiel kommen die Kinder in Bewegung, Musik und Rhythmus fließen ein. Die unmittelbare Ansprache der Kinder durch ein:e Schauspieler:in mit individueller Stimme, Mimik und Gestik wirkt zusammen mit der Botschaft und Sprachqualität des Textes und der Ausdruckskraft des Bildes. Diese Form des Erzählens ist auch für einen Dialog zwischen Schauspieler:in und Publikum ideal und fördert die kindliche Sprechfreude und Sprachbildung.
Der interaktive Ansatz des Theaters wirkt unmittelbar: Es entsteht ein direkter Austausch zwischen den Akteur:innen und dem jungen Publikum, das direkt emotionale Reaktionen zeigt, die situativ in die Geschichte einfließen. Eigens für das Projekt entwickelte Spiel- und Lernmaterialien lassen sich auch langfristig in den Kita-Alltag integrieren und verstetigen so das Ziel des Projekts: die Auseinandersetzung mit Gefühlen und die Möglichkeit, Konflikte friedlich zu lösen.
Das Projekt wurde vom Theater Potztausendschön e. V. verstetigt und ist ab März 2022 auf Tournee durch Kindertagesstätten in Deutschland. Informationen unter www.potztausendschoen.de
